Bürgermeisterin Julia Krügers zum Thema „Lärmpausen 2022“


Frau Krügers, am 14. Mai wird es eine groß angekündigte Demonstration von Motorradfahrern auf dem Feldberg geben. Was halten Sie davon? Ich finde das in Ordnung. Meinungsäußerungen und Demonstrationen gehören zu unserer Demokratie und deshalb ist es das gute Recht von Motorradfahrern, Ihre Interessen öffentlich zu unterstreichen. Außerdem können wir davon ausgehen, dass das sehr diszipliniert vor sich gehen wird. Motorradfahrer sind, meiner Erfahrung nach, korrekte und anständige Leute. Bei der letzten Demo war ich selbst vor Ort.

Sie haben auf der Demonstration vor einem Jahr selbst gesprochen. Werden Sie auch diesmal dabei sein? Dieser Termin ist schon seit längerer Zeit vergeben, sodass ich nicht live dabei sein kann. Aber viel wichtiger ist, dass ich die unterschiedlichen Sichtweisen kenne und als Bürgermeisterin natürlich Stellung beziehe und dabei helfen Fakten.

Welche Fakten sind das zum Beispiel? Erstens muss allen klar sein, dass die Entscheidung in der Verantwortung der Verkehrsbehörde des Kreises liegt und auf einem unabhängigen Gutachten basiert. Gleichzeitig unterstützen die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen der Gemeinden und Städte Königstein, Glashütten, Oberursel, Weilrod und Schmitten diese Entscheidung. Alle haben sich einhellig für die „Lärmpause 2022“ ausgesprochen.

Der zweite Fakt betrifft die Kommunikation. Natürlich habe ich mich mit dem offenen Brief des Bundesverbands der Deutschen Motoradfahrer auseinandergesetzt und werde ganz konkret auf lokaler Ebene mit der neuen Sprecherin der Initiative Interessensgemeinschaft Motorradfreunde Hochtaunus in den Dialog einsteigen. Das ist wichtig, denn unsere Motorradfahrer werden ja auch bei unserem 50-Jahre Schmitten Fest im September dabei sein und wir wollen gute Beziehungen.

Wie belastend wird der Lärm von den Bürgern in Schmitten wahrgenommen? Das Thema Lärm ist ein großes Problem für viele Bürger. Von Hunoldstal bis zur Hegewiese. Von Schmitten bis nach Seelenberg. Viele Anwohner gehen buchstäblich auf „dem Zahnfleisch“. Der Motorradlärm sticht in den Spitzen besonders unangenehm heraus. Und neben dem Lärmproblem wird auch das Sicherheitsproblem immer wieder genannt.

Es gibt Vorschläge, dass man polizeiliche Maßnahmen verstärken könnte, mehr Kontrollen, mehr Tests der Lautstärke der Motoräder. Ja, aber wer soll noch mehr Kontrollen bezahlen? Im Rahmen der personellen Möglichkeiten finden bereits viele Kontrollen statt. Jede Kontrolle ist personalintensiv und kostet entsprechend. Wir können doch nicht immer mehr Aufwand betreiben und Geld dafür bezahlen, nur weil einige wenige sich nicht korrekt benehmen.

Sollten Verbände ihre Mitglieder anregen, positiven Einfluss auf „schwarze Schafe“ auszuüben? Ja, Ich denke, das könnte langfristig helfen. Denn wenn Lärm und Geschwindigkeitsübertretungen nicht intern gebrandmarkt werden, dann werden die Stimmen lauter werden, die Natur, Ruhe und Erholung reklamieren und Maßnahmen gegen Raser und Gefährder fordern.

Die Biker befürchten aber, dass mit den Sperrungen ein Präzedenzfall für andere Strecken geschaffen wird. Das kann ich nicht beurteilen. Ich vertrete die Menschen, die hier wohnen und leben. Ich möchte Sicherheit für Besucher, die mit Auto, Motorrad oder Fahrrad anreisen. Viele Bürgerinnen und Bürger sehnen sich nach mehr Ruhe. Und auch der Schutz der Natur und die Rücksicht auf die Tiere im Wald wird genannt.

Außerdem gibt es bereits Regionen, die komplett für Motorräder gesperrt sind, beispielsweise im Schwarzwald.

Kann man sagen, dass Sie den Motorradfahrern generell kritisch gegenüberstehen. Nein. Wir haben ja auch hier bei uns Motoradfahrer, die auf das Motorrad angewiesen sind. Und ich bin sehr sicher, dass diese wissen, wie man Freude am Fahren haben kann, ohne Familien und Kinder mit getunten Anlagen aus dem Schlaf zu reißen. Ich stehe hinter unseren Motorradfahrern und gleichzeitig bitte ich um die Solidarität für diese wenigen Tage.

Sind Motorradgäste weiterhin willkommen? Aber klar. Wir wollen, dass unsere Gastronomie weiterhin von den Ausflugsgästen profitiert. Das hat Tradition und das soll so bleiben. Und am 22. Mai veranstaltet der BVDM mit allen Verbänden einen Aktionstag auf dem Plateau zur Aufklärung und Sicherheit. Das ist gut. Als Bürgermeisterin stehe ich voll dahinter, wenn verstärkt Aufklärung betrieben wird.

Aber der Große Feldberg ist nicht erreichbar? Das ist falsch und mir ist es wichtig, das klarzustellen. Es wurde in der Öffentlichkeit der Eindruck vermittelt, dass an den Tagen der „Lärmpause“ der Große Feldberg nicht erreichbar wäre. Hier die klare Ansage: Der Große Feldberg und der Sandplacken sind über das „Rote Kreuz“, also aus Richtung Königstein erreichbar.

Sind Sie für generelle Streckensperrungen? Nein. Wenn dem Ruhe- und Erholungsbedürfnis der Anwohner und der Gäste in unseren Städten und Gemeinden Rechnung getragen wird, ist das keine Option.

Die anstehende Motorrad Demo steht unter dem Motto: „Wir gemeinsam für die Freiheit“. Was halten Sie davon? Es ist ein gutes Motto, weil es positiv ist. Wenn wir den Begriff Gemeinsamkeit ernst nehmen, müssen wir natürlich auch „gemeinsam“ denken. 14 Tage im Jahr sind für Anwohner sehr erholsam und für Motorradfahrer verkraftbar. Denn Freiheit ist ja auch immer die Freiheit der anderen.